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Zeitschrift Umělec
Jahrgang 2006, 3
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Blitze aus heiterem Himmel

Zeitschrift Umělec 2006/3

01.03.2006

Jiří Ptáček | editorial | en cs de

An dieser Ausgabe haben wir den ganzen Sommer gearbeitet. Die Mitwirkenden waren in Urlaub gefahren, entschuldigten sich für nicht eingehaltene Termine und irgendwann hatten sie sich vielleicht auch den Arm gebrochen, so dass sie ihre Artikel gar nicht zu Ende schreiben konnten. Die neue Grafikerin ist, sogleich nachdem sie die neue Stelle angetreten hatte, schwanger geworden (wir gratulieren!), und eine der Mitarbeiterinnen bekam ihr Kind genau an dem Tag, als sie ihren Artikel abliefern sollte (wir gratulieren). Das kann man zwar alles nicht dem Sommer anlasten, aber ich begann ihn ohnehin für ein großes Unglück zu halten.

Dann kam allerdings die Abrechnung des Verkaufs in Spanien, und wir stellten mit Überraschung fest, dass alles verkauft worden war, was wir dorthin geschickt hatten. Mehr als in Deutschland, mehr als in Großbritannien! Unsere Spanier lieben uns vermutlich.

Von diesem Zeitpunkt an begann alles, sich zum Guten hin zu wenden. Der Verleger Ivan Mečl schrieb einen Text über die Geschichte von Umělec, und auf diese Weise konnten wir schließlich die China-Spezialausgabe fertigstellen, welche in Peking gedruckt wird. Aus Mexiko erreichte uns der Wunsch nach einer weiteren Zusendung der Zeitschrift sowie der Kataloge über die Produkte von Divus, für die es sogar eine Warteliste gab. Auf dem Redaktionstreffen legte Václav Magid dar, dass er nicht mehr nur ein Mitwirkender, sondern externer Editor sein wird. In Deutschland hatte sich Spunk Seipel entschlossen, dass er unseren dortigen dadurch unterstützen wird. Jaroslav Krampol übernahm neben der Aufsicht über die Distribution in Großbritannien die Betreuung der Beiträge. Unsere bisherige Assistentin Milena Dimitrova etnschloss sich, die Kontrolle über das immer größer werdende Distributionsnetz in Österreich zu übernehmen. Und ganz am Schluss kam unser regelmäßiger Mitarbeiter Tony Ozuna in die Redaktion - ich hatte ihn immer für einen Amerikaner gehalten hatte, der in Prag lebt -, und er bekannte, dass er Amerikaner mit mexikanischen Wurzeln sei, und er nahm das Angebot an, die Funktion des Editors der Lateinamerika-Ausgabe zu übernehmen, welche am Beginn des kommenden Jahres herauskommen wird.

Selbstverständlich sind wir noch nicht aus dem Allerschlimmsten heraus. Nach und nach ziehen wir von dem Prager Stadtteil Žižkov in den Prager Stadtteil Karlín um. Die Entfernung beträgt zwar nur etwas mehr als einen Kilometer Luftlinie, aber das bedeutet immerhin das Verschieben von einigen Tonnen Bücherregalen, Bildarchiven, Computern, Scannern und Plottern. Die finanzielle Situation würde nur ein Optimist als bedrückend bezeichnen. Ivan Mečl isst bereits nur noch billigen Joghurt, Alena Boika ernährt sich hingegen von einer Art Brei aus Flocken, von dem ich lieber annehmen möchte, dass es sich dabei um ein traditionelles belorussisches Gericht handelt. Diese unsere Zeitschrift führt die Menschen zu einem realistischen Blick auf die Kultur - und auf gesunde Ernährung.
Diese beiden Punkte betrifft auch meine letze Anmerkung. Beinahe zur genau gleichen Zeit wie diese Ausgabe von Umělec erscheint auf dem hiesigen Markt die erste tschechische Ausgabe der Zeitschrift FlashArt. Nach einem für unsere Verhältnisse längeren Zeitraum tritt somit nun ein kraftvolles Subjekt in Erscheinung, und es wird interessant sein zu verfolgen, bis zu welchem Maße es das verschwindend geringe Interesse der tschechisch-slovakischen Gesellschaft für die zeitgenössische Kunst aufrütteln wird. Ich bin der Ansicht, dass ich als Chefredakteur dieser Zeitschrift die Konkurrenz zumindest ein wenig fürchten könnte - aber es ist vielmehr so, dass ich mich eher freue. Nur über eine einzige Sache denke ich ernsthaft nach. Das neue FlashArt wird die Anzahl der Reflexionen über die zeitgenössische Kunst bestimmt vermehren. Wird es jedoch auch genügend kompetente Autoren finden? Wenn nämlich die Anzahl der Künstler und der künstlerischen Ereignisse systematisch zunimmt, kann man noch lange nicht davon ausgehen, dass auch die Kunstkritiker zunehmen würden. Die Arbeitsauslastung derjenigen, die bereits publizieren, ist zudem schon ziemlich groß. Es wäre nicht gut vorherzusehen, welche Veränderung FlashArt bewirken wird. Nichtsdestoweniger deutet die bloße Tatsache seiner Veröffentlichung darauf hin, dass sich der langjährige Ruf nach einer größeren Anzahl von künstlerischen Periodika auf eine realistische Vorstellung davon gestützt hat, was die Reflexion über Kunst sein sollte.

Die Produktion einer Zeitschrift ist ein Langstreckenlauf, bei welchem das Ziel nicht zu sehen sein darf. Durch die tschechisch-slovakische Version von FlashArt erreicht das langjährige Interesse dieser italienischen Zeitschrift an unseren beiden Ländern seinen Höhepunkt. Wir werden ihr also wünschen, dass sie 15 Millionen potentieller Leser nicht enttäuschen wird. Das wäre eine weitere gute Nachricht.





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