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Ein exemplarisches österreichisches Künstlerleben              oder:             "Oy Palme ey!"
Zeitschrift Umělec
Jahrgang 2009, 2
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Ein exemplarisches österreichisches Künstlerleben oder: "Oy Palme ey!"

Zeitschrift Umělec 2009/2

01.02.2009

Karl Kilian | en cs de

Kapitel 1 – Schallplattenwerfen auf das Böse – Anfang des neuen Jahrtausends sitze ich in meinem Lieblingsclub, dem rhiz, bekannt als eine der Brutstätten experimenteller Elektronikmusik in den 1990ern. On stage hängt ein riesiger rechteckiger Schädel aus Styropor mit Hörnern, die bösartig nach oben zeigen. Auf der Bühne ein Weißer in einem kleidartigen Outfit und einem schwarzen Plastikirgendwas auf dem Kopf. Er spricht schlechtes Englisch und erzählt uns, er käme aus einem Stamm in Äthiopien, in dem es seit Jahrhunderten üblich wäre, einmal im Jahr das Böse mittels Schallplattenbewerfung zu bannen. „Das Böse“ werde dabei repräsentiert durch besagten Styroporschädel. Im Anschluss werden 100 Singles verteilt und das Publikum beginnt aufruhrartig, das Böse damit zu bewerfen. Die Schallplatten fetzen durch die Luft, verfehlen den Schädel oder bleiben darin stecken, zerbersten, hacken das linke Horn des Bösen ab. Am Ende ist die Bühne übersät mit Schallplattenscherben, das Böse besiegt und ich finde am Boden eine zerborstene Original-Beatles-Single und beginne zu weinen. Kapitel 2 – Die Sendung mit der Zombiemaus – Wieder im rhiz: Auf der Bühne sitzt ein Mann in einer seltsamen Maske, offensichtlich eine „Zombiemaus“ und liest in grammatikalisch falschem Deutsch die Geschichte zum Palmsonntag, an dem Jesus auf einem Esel in eine Stadt ritt, der Esel aber in Wahrheit ein Außerirdischer war und kam, um Jesus zu beschützen. „Oy Palme ey!“ ist dabei der Lieblingssatz. Kapitel 3 – Die große Iglshow – In einer obskuren Show interviewt auf der Bühne eine Handigelpuppe mit piepsiger Stimme Gäste. Mit dabei sind der rumänische Künstler Casa Gontz, die Elektronikexperimentalband „Das Fax Mattinger“ und Herbie Molin, der rhiz-Chef. Die Interviewten wissen offensichtlich nichts mit dem Igel und seinen quietschigen Fragen anzufangen, nur Casa Gontz hat eine Stoffkatze mit, die auf den Interviewigel einprügelt. Kapitel 4 – Boomtown Vienna 1 – Wien boomt, sowohl in künstlerischer als auch in kultureller Hinsicht. Eine neue Generation ist am Start und die hat verdammt viel Hunger! Clubs und Partys schießen in den letzten Jahren wie Schwammerl aus dem Boden, traditionelle Galerien verlieren, immer mehr Alternativhotspots wie „Einbaumöbel“, „Fenster C.“, „LABfactory“, „das weisse haus“, „swingr“, „slobberclub“, „Sunday Premium“, „i:da“ oder „c17“ erobern sich neue Räume. Jeden Tag gibt es zig Openings und Konzerte, nachzusehen bei esel.at, einer für die österreichische Kunstcommunity unerlässlichen Kunst- und Kulturplattform von Lorenz Seidler. Kapitel 5 – target trash oder „Ich ficke euch alle in den Arsch!“ – Ein Abend im alten fluc, auf der Bühne live fm zombiemaus, dann spricht Karl Kilian und präsentiert die erste Nummer von target trash, ein Ding bestehend aus einer selbst gebrannten CD, genannt „Popofpane“, bis obenhin voll mit fm zombiemaus „Geohrhirnexperience“, und einem Heft mit Literatur verschiedenster AutorInnen. Das alles ist in einer DVD-Hülle mit hässlichem Cover und Stencil, das Literaturheft beginnt programmatisch mit dem Satz „Ich ficke euch alle in den Arsch!“ Kapitel 6 – Mit den Todsünden in die Kunstakademie – Ich war als fm zombiemaus in der „slow show“ aufgetreten, ein Liveprogramm für Laptop. Der Oberkörper dabei nackt und mit Lippenstift die 7 Todsünden darauf geschrieben. Ich wurde daraufhin nach Slavonice auf das „La petite mort“-Festival eingeladen. Organisiert wurde das Festival von Ronald von den Sternen und Kommilitonen seiner Kunstakademieklasse, damals noch unter Franz Graf. Eine Woche in einer tschechischen Kleinstadt mit den nettesten Menschen der Welt, alles verschrobene Einzelgänger von Mayaanhängern bis Hardcorenoise, von Schweinebacken in Rotweinsauce bis morgendlichen fressflash-bedingten Fressorgien in der örtlichen Bäckerei und unterhaltsamem Bäucheaneinanderreiben. Ich fühle mich pudelwohl und würde gerne mehr Zeit mit diesen Menschen verbringen. Also mache ich bei Franz Graf die Aufnahmeprüfung, ich bestehe und bin an der Kunstakademie. Frederike Schweizer, die Assistentin von Franz Graf, rät mir ebenso wie die rumänische Künstlerin Anca Benera, von einem Kunstakademiebesuch ab. Ich höre nicht auf sie, Franz Graf verlässt ein Semester später die Uni und ich lande bei Daniel Richter. Kapitel 7 – Der Black Cube – Im Gegensatz zum Ausstellungskonzept des neutralen und anonymen „White Cube“, der durch seine weißen Wände versucht, die Ausstellungsarchitektur hinter das Kunstwerk zu stellen und eine Interaktion zwischen Architektur und Kunstwerk zu vermeiden (vgl. Wikipedia) – ist der „Black Cube“ an Intimität kaum zu überbieten. Im Sinne der extensiven Kunst mit ihrem sehr offenen Kunstbegriff ist durch die entsprechende Komposition und Inszenierung ein Nebeneinander unterschiedlichster Arbeiten möglich. Ein wesentlicher Punkt hierfür ist die auf die ausgestellten Kunstwerke abgestimmte Beleuchtung. Sie ist, neben der Anordnung und Hängung der Arbeiten, das Um und Auf der Komposition im „Black Cube“. Die einzelnen Werke können in der ihnen adäquaten Lichtstruktur neue Aspekte ihres Potenzials entwickeln. Dabei werden manche Bilder hartkantig exakt geframed, andere diagonal gegeneinander ausgeleuchtet, wieder andere erscheinen in ausgefranstem Streulicht, manches wird wiederum nur punktuell hervorgehoben. Einige Arbeiten erscheinen in Reinweiß, andere bekommen einen gedämpften Farbverlauf etc. Dabei trägt natürlich die Inszenierung immer auch eine Interpretation in sich. Durch die verschiedenen Beleuchtungen ist es möglich, sehr unterschiedliche Arbeiten direkt nebeneinander zur Geltung zu bringen. Im Sinne eines Gesamtkonzepts muss aber der ganze Ausstellungsraum inszenatorisch schlüssig sein. Dabei fügen sich Liveacts genauso ins Gesamtkunstwerk wie etwa DJ- oder VJ-Auftritte. Kapitel 8 – Der Radfahrer 1 – Der Radfahrer war auf dem Heimweg, quer durch die Kälte fror er, obwohl radelnd, dass kaltschwitz. Der Radfahrer wollte nicht mehr, war müde und – es war so dunkel und auch so bitter kalt. Der Radfahrer sah plötzlich eine streunende Katze, schnappte sie sich, schnitt ihr den Bauch auf und stülpte sie sich über den Kopf. Der Radfahrer konnte dann gemächlich heimstrampeln, denn er fror nun zum Glück nicht mehr. Kapitel 9 – tempo lectri – Es startete der Wiener Kabelsender okto.tv, der offenbar für alle offen steht und für alles offen ist. Ich gehe zu einer Informationsveranstaltung und lerne Al Bird Gore und Gratisgeorg Sturmzechpreller kennen. Ich mache anschließend zwei Jahre lang die Kultur- und Kunstsendung „K³“, dann gehen Al Bird und Gratisgeorg an den Start und produzieren die Trashsendung „tempo lectri“, bestehend aus jeweils 3 Teilen: „How to do for me & you“, „Österreichfilm“ und „Die Sendung mit der Mindy“. Alles crazy, grenzgenial, kaputt und absolut Vollknall. Nachzusehen unter www.youtube.com/user/elvisonLSD. Kapitel 10 – The KOSMOPROLET Manifest (Auszug 1) – A KOSMOPROLET is from the bottom of the heart a KOSMOPROLET. A KOSMOPROLET thinks global, but is not as elitist as a Cosmopolite. A KOSMOPROLET is not a priori from a higher class. A KOSMOPROLET can have every family background.(but this does not mean, that he has to be always poor like a churchmouse. Lots of now living KOSMOPROLETs are from upper-middleclass, but with lots of good thinking in their brains. With „good thinking“ a KOSMOPROLET transcendents his family background). To be KOSMOPROLET is at first a brain thing: The KOSMOPROLET is interested in world and its inhabitants. The KOSMOPROLET thinks more than only about him/herself and takes general responsibility for others! This he does for humans and the world in general. • A KOSMOPROLET likes to travel the world – in reality and also in his brain. He tries to look behind things, to find substance and understand people. • A KOSMOPROLET has similarities with an artist, but he doesn’t have to be one. • KOSMOPROLET can be intellectual, but that’s also not a necessarity. Most important is to be open! • A KOSMOPROLET takes care. • A KOSMOPROLET tries to understand. • A KOSMOPROLET asks questions. • A KOSMOPROLET scrutinizes. • A KOSMOPROLET does argumentation. • A KOSMOPROLET thinks beyond his/her horizon. • A KOSMOPROLET is sexy. Kapitel 11 – Ein Nackerter im slobberclub – Ich sehe Christian Falsnaes erstmals im „slobberclub“ des Musikers und Künstlers Nik Suchentrunk im Elektro Gönner. Christian performt und ich bin ob seiner Präsenz hin und weg. Was ein nackter Mann! Kapitel 12 – Die Ausstellungstrilogie „sauna - WomenArtists/ MixedGroups/ MenArtists“ – Im Jahr 2006 reitet mich der Teufel und ich mache im dietheater Konzerthaus eine Ausstellung mit über 100 beteiligten KünstlerInnen, 3 Ausstellungen in 3 Wochen nach dem „sauna-Prinzip“, also erst Frauen (WomenArtists), dann gemischte Sauna (MixedGroups), die Männer (MenArtists) bilden den Abschluss. Es gibt dabei keinerlei inhaltliche Vorgaben à la Thema oder so’n Scheiß, das „sauna-Prinzip“ ist ein rein strukturelles. Ich greife dabei auf die vielen guten Künstler und Künstlerinnen, DJs und DJanes, PerformerInnen, MusikerInnen, FilmemacherInnen,… zurück, die meinen Lebensweg kreuzten und die ich schätze. Es wird eine 3-wöchige Party, dann bin ich 5 Wochen krank und schwer verliebt. Kapitel 13 – Flashback 1 oder Das Töten der Ente – Ich fange die Ente, binde ihr die Beine und hänge sie kopfüber an einen großen Nagel, der aus der Hauswand steht. Dann nehme ich ihren Hinterkopf, ziehe in hoch, entblöße ihre Halschlagader und schlitze sie mit einem großen Messer auf. Die Ente flattert wie wild während sie ausblutet, ich fühle mich orgien-mysterisch (© Hermann Nietsch). Kapitel 14 – Die Karl Kilian Festspiele – 2007 gab es die ersten offiziellen „Karl Kilian Festspiele“ in Wien. Stanley Kubricks „The Shining“ fand eine Neuinterpretation durch ein Screening mit einem trashterrier-DJ-set, die Künstlerin Anna-Maria Bogner knackst sich die Nase an einer Glaswand bei der Nebelinstallation „Smoking Gallery“, bei der der hamburgstämmige Malermusiker Onno Ennoson im Nebel seine „Schattensprung Reprise - Konzert für 9 Taperecorder“ präsentierte. Al Bird Dirt und First Fatal Kiss rocken das Badeschiff und alles endet in einer Kunstmülldeponie in der wienstation mit allen bisherigen Arbeiten von mir und der Gruppenausstellung „A Tribute to Karl Kilian“ im Ragnarhof. Es darf dabei in einer Arbeit von Mirijam Mitspieler auf den Kurator (Karl Kilian) gedartet werden. Ich lerne hier durch eine Arbeit von Lorenz Seidler indirekt Christian Eisenberger und dessen Arbeit kennen. Kapitel 15 – Ich und L. – Im Gegensatz zur Wiener Kunstakademie, geht es bei dem jährlichen Rundgang in der Düsseldorfer Kunstakademie um was. Wir – die Klasse Richter – sind im Austausch mit der Tal R Klasse in Düsseldorf und zeigen unsere Arbeiten. Am ersten inoffiziellen Eröffnungsabend wimmelt es nur so vor sakkotischen Menschen, es gibt Altbier, ich bin meter und tue mich gütlich. Szenenwechsel, zwei Stunden später. Ich stehe leicht illuminiert in unserem Ausstellungsraum und überlege, wer denn all diese Menschen sind, die unser Zeug ansehen. Ein Mann kommt rein, begleitet von einer sehr aparten Asiatin, im Schlepptau noch ein anderer Mann. Er steuert auf meine Arbeiten aus der Serie „Pop.Uniform.War.Smacks“ zu und betrachtet sie eingehend. Ich beschließe, ihn zu fragen, wer er ist: Primar, Anwalt oder was auch immer für Menschen hier am inoffiziellen Eröffnungsmontag die Kunstakademie stürmen. Ich stoppe ihn höflich beim Rausgehen: „Entschuldigung, darf ich fragen wer Sie sind?“ Er sieht mich kurz an, dann nähert sich sein Kopf in Lichtgeschwindigkeit dem meinen, 10 Zentimeter face en face stoppt er: „Die Frage ist nicht wer ICH bin, die Frage ist, wer SIE sind!!!“ Dabei versucht mir der kleine Mann einen bösen kalten Keil zwischen die Schultern zu treiben. Ich ignoriere das und entgegne – ganz der Wahrheit entsprechend – „Ich bin Karl Kilian. Aber wer sind Sie?“ Desperat sieht er mich an, dann schnarrt er gravitätisch: „Ich bin der Rektor dieser Kunstakademie!“ Ich weiß noch immer nicht Bescheid, also frage ich: „Ja, eh. Aber wer sind Sie?“ – Er wendet sich wortlos ab und geht. Seine Entourage folgt. Einer meiner Kommilitonen kommt zu mir und erklärt mir, dass das eben Markus Lüpertz war. Kapitel 16 – Das (Kunst-s) Universum eines Künstlers/ einer Künstlerin 1 – Jeder Künstler, jede Künstlerin ist angehalten, sein/ihr eigenes Universum zu erschaffen. Dieses kann in Bezug zur Realität stehen, muss aber nicht. Dieses kann sich auf die Kunstgeschichte beziehen, muss es aber nicht. Kunstregel #1: Kunst muss gar nichts. Ein Künstler/ eine Künstlerin muss nicht Kunst machen, muss sich nicht verkaufen, muss sich nicht anbiedern, muss sich nicht erniedrigen, muss nicht größenwahnsinnig sein, muss nicht diskursiv sein. – Aber wenn er/sie Kunst macht, dann sollte er/sie ein Universum aufspannen. Kapitel 17 – The KOSMOPROLET Manifest (Auszug 2) • A KOSMOPROLET can have a regular job or be workless. • A KOSMOPROLET can be rich or poor. • A KOSMOPROLET can have a villa or be homeless. • A KOSMOPROLET tries to fulfil him/herself. • A KOSMOPROELT tries to live his/her dreams. • A KOSMOPROLET thinks & acts worldwide. • A KOSMOPROLET tries to be honest. • A KOSMOPROLET admits to love. • A KOSMOPROLET doesn’t believe in nations & geographical borders. • A KOSMOPROLET is against violence. • A KOSMOPROLET tries to cross intellectual boarders. • A KOSMOPROLET always “tries”, because a “being” is either appearance or only temporary. Kapitel 18 – Kuratorische Prinzipien – Für mich als Kurator gibt es zwei grundsätzliche Dinge: 1) Der/die KünstlerIn darf kein egomanisches Arschloch sein. 2) Die Arbeit des/der KünstlerIn muss sehr gut sein bzw. von einem großen künstlerischen Potenzial eine Ahnung geben. Kapitel 19 – Der Radfahrer 2 – Der Radfahrer stand an einer Kreuzung hinter einem Lkw, der so blöd gehalten hatte, dass der Radfahrer sich nicht vorbei schlängeln konnte. Der Radfahrer begann in seinem Ärger mit seinem Vorderrad gegen die Stoßstange des Lkw zu stoßen. Der Radfahrer machte dies solange, bis der Lkw völlig kaputt und der Lkw-Fahrer tot war. Kapitel 20 – sauna 08 oder Wie ich „umelec“ traf – Das dritte Wochenende der sauna 08. MenArtists. Nach 2006 überredete ich mich doch dazu, dieses Wahnsinnsprojekt noch einmal durchzuziehen. Zweiter Aufguss sozusagen. Das ganze lief mit dem zweiten Untertitel „Festival für extensive Kunst“, wieder im Black Cube eines Theaters, die spannendsten KünstlerInnen mit dabei, kurz: Ein Fest! Wie gesagt, wir sind im dritten Wochenende, das Motto: „Bei der sauna 08 geht es auch um die Schaffung eines inter¬disziplinären Kommunikationsraums, der Durchdringung von Kunst, Leben, Party und Diskurs.“ Wird beinhart durchgezogen. Dementsprechend geschlaucht bin ich schon. Die (wirklich funktionierende) Sauna, die Simon Häfele in den Ausstellungsraum gebaut hat, bewährt sich, nackte schwitzende Menschen stehen mit einem Bier und anderen BesucherInnen auf ein Plauscherl an der Bar, im Inneren singt ein Indianer (Bobby Velvet). In diesem Umfeld kommen plötzlich zwei Menschen auf mich zu, sie stellen sich als Ivan und Milena von Kunstmagazin „umelec“ vor, wir beginnen zu quatschen – here we are ;-) Kapitel 21 – Über Karl Kilian 1 – Karl Kilian stinkt oder Die Trademark Karl Kilian oder Die Ikonographie oder Das Künstlersubjekt – Mit 4000 Plakaten wird der öffentliche Raum zuplakatiert: Karl Kilian sieht dich / Karl Kilian riecht / Karl Kilian hört zu / Karl Kilian hat mehr / Karl Kilian fliegt raus / Karl Kilian räuspert / Karl Kilian stinkt / Karl Kilian möbliert / Karl Kilian flaust / Karl Kilian und du / Karl Kilian ist jeder / Karl Kilian noch mal / Karl Kilian vorwärts / Karl Kilian pardauzt / Karl Kilian mischt / Karl Kilian rummst / Karl Kilian liest / Karl Kilian sprintet / Karl Kilian hat dich / Karl Kilian for ever / Karl Kilian in space / Karl Kilian ist ekelhaft / Karl Kilian superkraft / Karl Kilian spinnt / Karl Kilian ziegenbeint / Karl Kilian mal zwei / Karl Kilian schwitzt / Karl Kilian supersockt… Kapitel 22 – Flashback 2 oder das Rupfen der Ente – Ich habe die Ente leider zum falschen Zeitpunkt gekillt, die Stiftel der Federn bleiben im Fettgewebe der Haut stecken. Außerdem stinkt dieses lauwarme Tier wie Sau, nicht mal ein Tropfen Davidoff Cool Water unter die Nase gerieben kann diesen Stink übertönen. Na danke! Kapitel 23 – Boomtown Vienna 2 – Andrew Standen-Raz – Nach einem unserer KOSMOPROLET-Konzerte im rhiz kommt ein Mann mit einer Riesenfilmkamera auf mich zu, er stellt sich als Andrew Stanton-Raz, Filmemacher aus London vor und erzählt, dass er eine Doku über die österreichische Musikszene macht. Ein erstes Interview gebe ich nach einem Gig in der Küche des Ost-Klub, einige weitere im Laufe der Zeit. Andrew schafft es, nach und nach die ganze Wiener Musikszene vom Elektronikmusiker Fennesz bis zur Rockband Bulbul und links und rechts und oben und unten mit einzubeziehen. Mittlerweile hat Andrew so viel Material, dass es sogar 2 Dokus werden: Part 1: “Vinyl: Tales From the Vienna Underground” and Part 2: “Vinyl: Not Everything Will be Taken into the Future”. Gorgeouse! Kapitel 24 – Das (Kunst-)Universum eines Künstlers/ einer Künstlerin 2 – Karl Kilian lotet die Grenzen verschiedenster Genres aus, manchmal zu weit, aber das tangiert ihn nicht. Durch eine Vielzahl von Projekten, sei es nun Musik (KOSMOPROLET, fm zombiemaus, Pornobone) oder als Künstler, Performer, Pornodarstelleraspirant, Kunstredakteur, Filmemacher, Fernsehproduzent, genialischer Selbstzerstörer, Schriftsteller, Installateur, Darsteller, Tänzer, Universaldilettant, Kunsttheoretiker, Germanist, Snowboardlehrer, Kurator,… erforscht Karl Kilian das zeitgenössische Künstlerindividuum und erweitert so Stück für Stück, Arbeit für Arbeit, Zeile um Zeile sein (Kunst-)Universum. Das Künstlerindividuum steht dabei als Schöpfer im Mittelpunkt, und am Ende ist es relativ egal, ob man von Karl Kilian eine Originalarbeit oder den kleinen Finger besitzt. Kapitel 25 – Boomtown Vienna 3 – Rokko’s Adventures – Schon sehr früh in meiner Wienzeit mache ich mit Clemens Marschall aka Rokko Anal Bekanntschaft. Nicht nur, dass er der einzige ist, der ein „Rasputinrecord Hurenschädl“-Leiberl besitzt, er ist auch Herausgeber des wunderbaren Magazins „Rokko’s Adventures“. Eine Publikation, für die nicht nur Leute wie etwa der Essayist und Schriftsteller Thomas Fröhlich schreiben, sondern die einstmals Eingang in die Sammlungen der Museen Zeitgenössischer Kunst finden wird. Hier ein Auszug aus der Selbstbeschreibung von Rokko: Rokko’s Adventures gibt es seit 2007, ist in Wien wohnhaft und erscheint halbjährlich. Neben Artikel über abwegige Klunker zwischen Musik, Kunst, Film und Literatur sind auch ausführliche Reportagen und wissenschaftliche Beiträge wichtige Bestandteile der Blattlinie. Berichtet wird über interessante, mitunter obskure sub-, zwischen- und hochkulturelle Phänomene: Schädelbohrer, Oma, die Wiener Unterwelt, Olga Neuwirth, Joe Coleman, die Melvins, Leichenpräparation, Exopolitik, ruth weiss, Mind Control, Lubricated Goat, Pharao King Maw und Vaginalaroma sind nur ein paar der zahlreichen Untersuchungsgegenstände. – Verschiedene Lebensweisen werden dabei nebeneinander, und nicht, wie sonst üblich, übereinander gestellt. Manche Hansln halten diesen Zugang vielleicht für schizophren, wir für lebensnah. (www.rokkosadventures.at) Kapitel 26 – Über Karl Kilian 2 – Karl Kilian, das Generalexperiment der extensiven Kunst – Während der Aufklärung eines Kunstraubes im Jahre 1980 wurde Karl Kilian neben einem echten Picasso in einer Mülltonne gefunden. Ein evangelikales Ehepaar adoptierte ihn, segnete aber schon früh das Zeitliche. Karl Kilian flüchtete nach dem Leichenschmaus vor der Jugendwohlfahrt und kam in einem Frauenkloster als Gärtner unter. Beim sonntäglichen hobbymäßigen Freskenrestaurieren wurde seine übermäßige Begabung erkannt. Kapitel 27 – Das Bett des Bernd Oppl – Contrust-music und das Label Interstellar organisierten in der Stadtwerkstatt Linz die „kitch`n kulture _freeparty“, mit dabei Washer, mes. und ich als fm zombiemaus vs. PornoBone. Ich brülle mir auf der Bühne die Lunge aus dem Leib, dann wird ordentlich gefeiert und beim legendären Warmen Hans (best Würstelstandl ever) dann noch drei Mohnsemmerl mit Pusztalaberln (zum Niederknien!) mit scharfem Tomatenketchup – der perfekte Katerkiller ;-) Dann ging’s ab in die Heia bei Karin Fisslthaler aka Cherry Sunkist und Bernd Oppl aka Horace. Bernd kenne ich zu dem Zeitpunkt noch nicht, aber Lucia und ich machen vorerst mal Bekanntschaft mit seinem Bett. Ein tolles Bett. – 2 Jahre später lerne ich Bernd in Tirol auf 1500 Meter Seehöhe bei der Artist in Residence des Freistaat Burgstein kennen und habe mit ihm eine sehr gute Zeit. Bernd ist Don Quixote, ich bin Sancho Pansa. Kapitel 28 – Boomtown Vienna 3 – Mittlerweile im dritten Jahr ist das „sound:frame – Festival zur Visualisierung elektronischer Musik“, kuratiert von Eva Fischer. Ebenso etabliert ist die Ausstellungsserie „unORTnung“ oder das „full-frame Kunstfilmfestival“. Und kaum zu glauben, aber wahr: Auch echte Afterhourpartys, die erst um 6 Uhr früh aufmachen, gibt es nach und nach. Auch wenn es noch immer erzkonservative Bremser wie z.B. Ursula Stenzel, die Vorsteherin des 1. Wiener Gemeindebezirks, gibt, die Parks für Nicht-Anrainer unzugänglich machen will, gegen StraßenkünstlerInnen vorgeht und meint, Clubs haben um 4 Uhr früh die Tore zu schließen und dicht zu machen. Aber sind wir uns ehrlich – die Zeit solcher Menschen ist abgelaufen! Kapitel 29 – Flashback 3 oder das Häuten der Ente – In Angesicht der Unmöglichkeit, die Federstifte auch nur annähernd aus der toten Ente zu rupfen, entschließe ich mich, dem Tier die ganze Haut abzuziehen. Es stinkt wenig, schade nur um die knusprige Kruste. Kapitel 30 – Come together! – KilMor Prod. – Manuel Gras, den ich durch unseren gemeinsamen Schriftstellerfreund Thomas Havlik kennengelernt hatte, lud mich 2006 zu seiner Geburtstagsparty ein. Nach einer Probe mit meiner damaligen Girlgroup „The shampoo girls“ (Verena Brückner, Bernadette Reiter, ich & Karin Ankele von den Brüll Schwestern) im Bulbul-Proberaum im WUK düste ich auf die Party. Eine fette Loft mit in den Mahagoniboden eingelassenen Lichtern, einer großen Bar und schwarzen Ledermöbeln mitten im Raum. Alles todschick, alles topp gestylt, alles wow – kurz: Ich bin völlig fehl am Platz. Zu meiner Rettung gibt es Sekt für mich und auch – JUHU! – (neben dem The Simpsons-Pinball) meinen allerliebsten Flipper: Den Terminator 2! So bringe ich zwei Stunden damit zu, eine Kugel durch die Gegend zu schleudern und Sekt zu trinken. Dann gehe ich raus auf die Veranda und setzte mich zu den Leuten. Ich lerne eine wunderbare junge Frau kennen, ihr Name ist Lucia Morandini. Die KilMor Productions haben ihren Anfang gefunden. Wir kriegen 7 Kinder und leben auf einem Hausboot in der Toskana.




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