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Pavel ŠvecZeitschrift Umělec 2006/301.03.2006 Jiří Ptáček | vorgestellt | en cs de |
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„Wenn eine Arznei hilft, fragen wir nicht danach, woher sie kommt.” (Pavel Ryška in einer Kritik zum Film Life on other planets von Pavel Švec)
“Wenn die Arznei nicht hilft, lassen wir uns eine andere verschreiben”, würde ich sagen. Und daran, dass man uns nicht heilen kann, denken wir immer erst als Letztes. Der Mensch strebt danach, möglichst lange zu leben, obwohl er eigentlich gar nicht genau weiß wozu, und man wünscht sich ein langes Leben, als ob es dabei um irgendeinen wichtigen Sieg ginge. Wir verschlingen Geschichten aus Krankenhäusern und von Kriegsschauplätzen, weil wir dann sagen können: “Schrecklich! Was würde ich machen, wenn...?” Der Selbsterhaltungstrieb lässt uns alle Sorgen überstehen, und über den Särgen von neunzigjährigen Greisen hören wir uns den Satz sagen: “Ein gesegnetes Alter”. Zu dem Film Life on other planets von Pavel Švec (geb. 1980) sollten sich eigentlich eher Filmkritiker äußern, aber weil es sich dabei um den ersten Film eines Kunststudenten (FaVU Brünn – intermediales Atelier von Václav Stratil) handelt, fühlen sich auch andere zuständig. Die zentralen Gestalten des akribisch ausgearbeiteten Animationsfilms sind die “Augen”, genauer gesagt “Herr Auge” und “Frau Auge”, und neben ihnen gibt es dann noch die “Stimme”, genauer gesagt Stephen Hawking. Während die “Augen” sich auf den Fernseher konzentrieren und, wenn es gar nicht mehr anders geht, rausgehen, um ihre Notdurft zu verrichten, drückt Hawking so feierlich, wie es seine Maschinenstimme nur erlaubt, seine skeptische Weltsicht über die Grenzen des menschlichen Geistes aus. Wenn DAS das Leben auf einem anderen Planeten sein soll, dann ist es unserem irdischen ziemlich ähnlich. Kann das überhaupt sein? Schon lange überwachen wir mit Radarantennen den Kosmos, fotografieren wir die Wüsten fremder Planten, und einige Leute werfen sogar ufoartige Schüsseln und Untertassen in die Luft, um zu beweisen: Sie besuchen uns. Und einige Wissenschaftler geben zu bedenken, dass unser Forschen nach außerirdischen Lebensformen durch unsere eigene begrenzte Vorstellung von “Lebensformen” bestimmt wird. Stellen Sie sich jetzt mal vor, dass wir auf Außerirdische stoßen und feststellen müssen, dass sie genau wie wir sind: Die aus dem Weltall tun und fühlen genau die gleichen Dinge wie wir. Was für eine Enttäuschung! Hawking zerkratzt mit einem Schlüssel die schützende Lackschicht menschlicher Illusion, die normalerweise das Fortschreiten der geistigen Korrosion verlangsamt. Glücklicherweise ist er nur ein weiterer falscher Prophet, und seine Äußerungen leiden an gerade den Gebrechen, gegen die er predigt. Die in Zweifel gezogenen Wahrheiten werden lediglich durch neue Wahrheiten ersetzt. Für alle diejenigen, die in Archiven recherchieren werden, um die Logik hinter Hawkings Ideen zu verstehen, gebe ich hier einige Hinweise: 1. Es hat keinen Wert, Ihr werdet sie nie finden. 2. Werft einen Blick in das Buch der Unruhe von Fernando Pessoa. 3. Werdet Euch darüber klar, dass Švec Schuld ist, der suggestive DJ dieser ausweglosesten Visionen, die sich die Menschheit je für sich ausgedacht hat. Jiří Ptáček
01.03.2006
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