Zeitschrift Umělec 2005/3 >> Viktor Špaček Ich mag Dinge, die schweigsamen Genossen | Übersicht aller Ausgaben | ||||||||||||
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Viktor Špaček Ich mag Dinge, die schweigsamen GenossenZeitschrift Umělec 2005/301.03.2005 Lenka Klodová | vorgestellt | en cs de es |
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An Viktor Špaček gedacht habe ich intensiver, als ich auf glatter Autobahn von Dresden nach Berlin fuhr. Um mich herum huschten rhythmisierte Schlangen von Lampen, sich wellende Planken, die Ampeln in der Stadt.
Technische Elemente des Strassenverkehrs werden eher geboren als geschaffen. Durch ihre Verankerung in der Norm und im Gesetz überschreiten sie die Grenzen jeden menschlichen Erzeugnisses. Ihr Entstehen verdanken sie weder dem Zufall noch der menschlichen Willkür. Im Grunde genommen haben wir sie uns nicht freiwillig ausgedacht, wir mussten sie erfinden, um uns vor den verletzenden Folgen unserer anderen Aktivitäten zu schützen – die zum Beispiel mit unserem Bedürfnis nach schneller Fortbewegung zusammenhängen. Viktor Špaček ist weder ein Autofreak noch ein Technikoptimist. Seine Werke enthalten gerade diese Anerkennung der Beständigkeit und Sachlichkeit banaler technischer Objekte. Obwohl sich ein Elektroschalter von Exemplar zu Exemplar visuell unterscheiden können, ist doch das Wesen des Gegenstandes durch seine Funktion gegeben, und es verändert sich nur sehr langsam. Es ist an das ganze technologische Universum der Gegenwart gekoppelt. Wenn Špaček mit realen Gegenständen arbeitet, eliminiert er ihre Zufälligkeit, ihr Design, und er verwendet sie gerade in ihrer nackten, funktionellen Zeichenform. Der Künstler bekennt sich zu seiner literarischen Begabung und verwendet in seinen bildnerischen Arbeiten über die Zeichenhaftigkeit von Gegenständen ähnliche Vorgänge, wie bei der Arbeit mit Wörtern in einem Gedicht. Mit Špaček könnte man Versuche machen, in denen man die Tragfähigkeit literarischer und bildnerischer Ausdruckweisen untersuchen und vergleichen könnte. Er hat Werke geschaffen, die beide Formen in sich tragen. Zur Installation Sowieso (Tak jako tak) zum Beispiel gibt es als Äquivalent das Gedicht Plötzlich ist die ganze Stadt: Plötzlich ist die ganze Stadt wie drei Stäbchen sich ans Glas lehnend Aber vielleicht gibt es da kein Glas. Und es gibt nur die angelehnten Stäbchen, oder das Sich-Lehnen irgendwohin, oder nicht einmal das ... Das Objekt Sowieso (Tak jako tak) wird von zwei Holzrahmen gebildet, die nebeneinander stehend einen Flur versperren. Zwei gleiche Szenen: in die Rahmenfläche gelehnt sind Handfeger und Kehrblech. Der Unterschied: im rechten Rahmen gibt es das Glas, und die Werkzeuge lehnen sich wirklich daran, im linken Rahmen gibt es kein Glas, und die Werkzeuge ragen in die Luft, an den Boden geheftet. Die bedeutendste Qualität dieses Werkes als eine künstlerische Arbeit ist seine Körperlichkeit. Kunstobjekte, inklusive Bilder, beziehen sich immer auf den Körper – sie haben eine Dimension und nehmen einen bestimmten Raum ein, in dem wir uns befinden, irgendwie beziehen sie sich auf Bewegungsvorgänge, die der Körper in diesem Raum durchführen will. Viktor nutzt dies in seinen Werken fast philosophisch – er verunsichert eine sehr banale Situation und zwingt uns nachzudenken, denn er greift den Körper an. Willst du den Weg fortsetzen, überlege dir gut, welche der beiden Richtungen du nimmst. Die Installation Stillleben mit Bewegung besteht aus zwei vergrößerten Ruftasten, auf denen das rote Licht „in Fahrt“ leuchtet. Vom Maßstab der Ruftasten her könnte das rote, die Fahrt signalisierende Licht gleichzeitig auch als das rote Licht – Halt! – einer realen Ampel wahrgenommen werden. Der Maßstab spielt gegen die Bedeutung, das Visuelle verneint das Wort. Das Drama läuft in hoher Geschwindigkeit ab, ohne dass sich etwas bewegt. Zum Abschluss ein kurzes Gedicht Spaceks über Raum-Zeit-Eigenschaften: Ein Geräusch ertönte wie wenn ein Flugzeug aufhört zu fliegen...
01.03.2005
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