Zeitschrift Umělec 2009/2 >> documentation céline duval | Übersicht aller Ausgaben | ||||||||||||
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documentation céline duvalZeitschrift Umělec 2009/201.02.2009 François Coadou | reproduktion | en cs de |
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Seit den späten 90er Jahren sammelt Céline Duval Fotografien: Amateurschnappschüsse, Postkarten, ausgeschnittene Fotos aus Zeitschriften sowie eigene Aufnahmen. Aus dieser Kollektion heraus, die die Künstlerin documentation céline duval nennt, hat sie eine Reihe von Veröffent-lichungen gemacht: Drucke, Bücher und auch ein Magazin, das direkt an ihre Abonnenten verschickt wird: “La revue en 4 images” erscheint in seiner nunmehr 56. Ausgabe.
Das Konzept ist schlicht, jede Ausgabe funktioniert als Serie. Vier Bilder, mal mehr, mal weniger, werden aufgrund sich wiederholender Muster zusammengestellt, oder auch einfach, um eine kleine Geschichte zu erzählen. Es gibt einen offensichtlichen Zusammenhang mit den Techniken des Filmschnitts und der Collage. Doch selbst wenn diese Bilder sehr sorgfältig ausgewählt und in einer präzisen Ordnung aufeinander abgestimmt sind, geht documentation céline duval darüber hinaus. Die Anfertigung jedes einzelnen ihrer Fotos erfordert peinlich genaue Korrekturmaßnahmen wie Reframing und Retusche, ohne Ehrfurcht für das Dokument an sich. Diese Verfahrensweise räumt mit dem häufigen Missverständnis auf, ihre Kunst verfolge einen “soziologische” Zweck. Natürlich beschäftigt sie sich mit der Frage nach Stereotypen und wiederkehrenden Ereignissen - nicht jedoch in dem Sinne, dass diese möglicherweise durch die Gesellschaft vorgegebene Resultate, sondern eher grundlegende Elemente der Menschheit an sich sind. Wenn man allerdings einen genaueren Blick auf das wirft, was die Bilder zeigen und sich darüber hinaus einzig und allein auf die Art und Weise konzentriert, wie jedes einzelne angelegt ist, wird man die komplexe Anordnung der Formen erfassen. Linien überall: vertikale, horizontale, meisten in Kombination miteinander verbundunden, wie Energievektoren, durch die einige grundlegende Fragen ihren Ausdruck finden. Was bedeutet oben und unten? Wie nimmt man einen Raum in Besitz? Wie kann etwas, dass nach oben will, im Gleichgewicht bleiben, wenn es gleichzeitig droht, herabzufallen? Gewiss, hier gibt es einen Bezug zur abstrakten Kunst. Das, was die documentation céline duval jedoch hauptsächlich ausmacht, ist eindeutig als Metapher unserer Beziehung zur körperlichen, geistigen, singulären oder gemeinsamen uns umgebenden Welt zu verstehen. Aus was setzt sich diese Welt wirklich zusammen - Erde, Himmel, Zwischenraum, Horizont? Wie hält all dies zusammen und vor allem, wie passen wir damit zusammen? Oder anders gesagt, wie leben wir darin? Dieses wiederholte Befragen weist alle Nuancen der Überraschung, des Misstrauen und der Verwunderung auf, die sich hinter diesen Fragen verbergen. Zweifellos erklärt dies die Ambivalenz, die man verspürt, wenn man die documentation céline duval betrachtet. Härte und Zartheit zugleich. Wir erkennen diese Melange auch in uns selbst. Es geht um uns.
01.02.2009
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