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Alice Nikitinová
Zeitschrift Umělec
Jahrgang 2007, 1
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Alice Nikitinová

Zeitschrift Umělec 2007/1

01.01.2007

Lenka Vítková | vorgestellt | en cs de

Zu den jüngsten Bildern von Alice Nikitinova (1979) könnte die Musik von Coldcutt laufen, dazu würden sich anonyme Gestalten in strahlend bunten Overalls allmählich in Bewegung setzen. Schon in ihren vorangehenden Arbeiten thematisierte sie die sich in das Blickfeld der Stadtbewohner projizierenden Verkehrszeichen, Oberflächenanstriche und Farb-flächen.
Indem sie Oberflächen reproduziert und einzelne Partien verdeckt, gelangt sie zum Kern der visuellen Information im urbanen Umfeld, für die das Zeichenhafte und Anonyme kennzeichnend sind. Nikitinova ist von leuchtenden Farben fasziniert, wendet aber ihren Blick gleichzeitig zum Boden – und verleiht alltäglichen Dingen sowie gewöhnlichen, arbeitenden Menschen großzügig etwas Monumentales. In ihrem Dialog mit der Kunstgeschichte (Sozialistischer Realismus, Malevich, Picasso, DaDa) lassen sich ihre tschechisch-ukrainischen Wurzeln erkennen, sowie die in Kiew absolvierte, künstlerische Ausbildung. Erkennbar ist auch eine feine Ironie, die es ihr erlaubt, in eine geordnete, geometrische Abstraktion mit horizontalen, farbigen Streifen ein behaartes Band einzufügen. Auch die Gemälde nach Zeichnungen von Sascha Kirpichnikov haben ein historisches Übermaß. Die Kinderzeichnungen, vom Autor betitelt mit „Demütigung des Kosmos“, stammen offensichtlich aus den sechziger Jahren; damals glaubte man, im Jahre 2006 würden wir in den Ferien auf dem Mars wandeln. Damit sie diese aber als Ausgangspunkt für ihren gleichnamigen Bilderzyklus verwenden konnte, musste Alice sie wiederum auf dem Boden neben einer Kiewer Mülltonne finden.
Nikitinova könnte man als Ko­loristin bezeichnen, denn kaum eine andere, zeitgenössische Malerei ist in dem Maße auf Farbe gegründet. Unentwegt aber überschreitet sie die Grenze zum Objekt oder zum Environment und nutzt konzeptuelle Ansätze.
Darin unterscheidet sie sich
nicht nur von den anderen Absol­venten der Maler-Klasse des Koloristen Jiri Sopko an der Prager AVU, sondern auch von der Mehrzahl der Vertreter der aktuellen tschechischen Malerei. Ihr Zyklus der verschieden gemalten Schuhe entstand aufgrund der bislang nicht realisierten Idee Avdej Ter-Organjas, in sechs Berliner Galerien gleichzeitig sechs gleiche Ausstellungen zu initiieren. Alice begreift ihre Reihung von Schuhen auf sechs identischen Leinwänden als eine Aufreihung der Darstel­lungsmöglichkeiten in der Malerei. Auch Gegenstände haben einen Ausdruck; und im Vergleich dieser sechs Stillleben kann man feststellen: Die Schuhe von Alice Nikitinova verstellen sich nicht.








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