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Öl auf Leinwand
Zeitschrift Umělec
Jahrgang 2007, 3
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Öl auf Leinwand

Zeitschrift Umělec 2007/3

01.03.2007

Edith Jeřábková | geschichte | en cs de es


Die Ausstellung Brand in der Bibliothek, Demonstration, die Erdkugel und anderes könnte ohne Zögern mit dem Untertitel des ausgestellten Werkes „Axt“ beschrieben werden. Es geht um ein Zitat aus der wissenschaftlichen Publikation Einsteins Relativitätstheorie, herausgegeben 1922 in Berlin, in der die Künstler eine unterstrichene grundlegende Passage fanden: „In der Wissenschaft läuft eine Revolution ab. Über hundert Jahre festgelegte Prinzipien werden verworfen, und an deren Stelle treten neue, die im Verlauf einer Reihe von Jahrhunderten als Grundlagen für den Aufbau und die Erweiterung eines viel besseren Gebäudes exakter Wissenschaften dienen.“
Diesen wahnsinnigen Rodčenko-Optimis-mus, der den Ingenieur zu einem Genie macht, bemühen sich die Künstler der Ausstellung aus ernsten wie auch weniger ernsten Gründen zu rekonstruieren. Sie greifen dabei direkt nach einer Synthese des russischen Kubofuturismus und Braquescher Formen. Aktuelle Inhalte werden mit zeitgemäßer Ikonographie konfrontiert. Sie finden ihre Lösung durch ein Durchbrechen der historischen Routine in einer naturgetreuen Darstellung und in raumgreifenden Schraffuren. Es ist erstaunlich, wie diese extrem konservative Darstellung durch das erneute Durchleben avantgardistischer Formen Freude vermitteln kann. Futuristisch stürmen wir zurück in der Zeit, und dabei ist klar, dass wir ‚rot‘ haben, oder nicht? Die abenteuerliche Expedition des künstlerischen Stils und der sozialistischen Versuche endet erst im 17. Jahrhundert, bei der Rekonstruktion weißer Fahnen der Libertalia – eines protosozialistischen Staates, den der Korsar Misson im Jahre 1695 auf Madagaskar gründete. Damals wurde die Einflusssphäre der damaligen kolonialen Großmächte umverteilt, und infolgedessen siedelte die Mehrzahl der karibischen Piraten vom Atlantik in den Indischen Ozean über.
Indem die Künstler an das Potential der Gedankenspielereien der Zwischenkriegszeit anknüpfen, konstatieren sie eine Krise des Intellektualismus und der ideologischen Rolle von Kunst. Die Auswahl kubistischer Formen ist nicht zufällig oder nur intuitiv, sie wird untermauert von der Offenheit und Geradlinigkeit kubistischer Statements. Ein Stillleben mit einer Gitarre ist hier wirklich ein Stillleben mit einer Gitarre; keine Allegorie versteckt sich dahinter. Genauso stoßen wir an den Galeriewänden auf einen Regenschirm, eine Erdkugel, ein Buch, eine Fahne, eine Fabrik, auf eine Gletscherspalte, eine Mauer, auf die Zeichen einer detaillierten Stilanalyse. Diese ikonographische Klarheit ruft paradoxerweise – aber in der heutigen Zeit der Relativität zugleich auch ganz logisch – Verwirrung und Unklarheit hervor. In dieser Atmosphäre ergreift dann diejenigen von uns, für die der Kubismus nur eine historische Richtung bedeutet, eine durchaus unerwartete Schönheit.
Die Ausstellung zeigt absichtlich das ganze Spektrum zeitgenössischer Kunst von einfachen Tendenzen, von denen die einzelnen Künstler in jüngster Zeit auch Gebrauch gemacht haben (gleichermaßen ironisch: Wie wir dabei geholfen haben), bis hin zum hohen malerischen Stil par excellence.







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