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Zeitschrift Umělec
Jahrgang 2005, 2
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UM-MJE-LEZ

Zeitschrift Umělec 2005/2

01.02.2005

Henny Pagels | editorial | en cs de

Wer ist Umelec? Umelec ist tschechisch , wird um-mje-lez gesprochen und bedeutet Künstler. Verantwortlich für diesen Namen ist der Herausgeber, Ivan Mecl, ebenfalls Künstler – nur leider ein verhinderter, da er ja das Magazin herausgeben muss. Zu der tschechischen Redaktion gehören eine Handvoll engagierter Kunsthistoriker, Journalisten, Übersetzer und Grafiker. Die deutsche Ausgabe ist nur ihr erster Schritt zur Welteroberung. Dass sie es damit ernst meinen, weiß ich seit unserer ersten Begegnung vor einigen Jahren in Prag, als vier Männer in militärischer Montur und mit Kalaschnikovs bewaffnet direkt vor mir aus einem silbernen Dodge Aries sprangen. Es waren Ivan, der Herausgeber, zwei befreundete Künstler und der ehemalige Chefredakteur. Das war damals nur Spaß, sie drehten einen Film.

Mit dieser Ausgabe erreicht Umelec erstmalig eine tschechisch-, englisch- und deutschsprachige Leserschaft. Gestatten Sie mir also, Umelec auch unseren neuen Lesern kurz vorzustellen. Umelec hat seine Stammredaktion in Prag, die Autoren kommen aus der ganzen Welt. Die Beiträge beschäftigen sich nach wie vor schwerpunktmäßig mit Osteuropa, die Themenauswahl wird jedoch zunehmend internationaler. Unser Interesse gilt dem Künstler und seiner Kunst in den einzelnen Ländern im kontextualisierenden Diskurs ihrer Selbst- und Fremdwahrnehmung.
Viele der Themen und Künstler, die Umelec Ihnen präsentiert, finden in anderen Kunstmagazinen nur selten eine Plattform.

Die vorliegende Sonderausgabe widmet Umelec seinen neuen Lesern, wir wollten sie besser kennen lernen. Gleichzeitig möchten wir die deutsche Kunst und Kultur unserem internationalen Publikum vorstellen. Aus diesem Grund hat Umelec im vergangenen September im Berliner Prenzlauer Berg eine eigene Redaktion eröffnet und nimmt seither aktiv an der deutschen Kunstszene teil. Für unseren Streifzug durch die deutsche Kunst und Kultur haben wir verschiedene deutsche und ausländische Autoren gebeten, uns zu begleiten. Und hoffen, dass unsere Auswahl an Themen und Kunst nicht nur für unsere internationale Stammleserschaft, sondern auch für das deutsche Publikum interessant ist.

Einige Leser mögen sich fragen, was Russland und Belarus in einer deutschen Ausgabe verloren haben. Anfang des Jahres hat in Russland die erste Moskauer Biennale stattgefunden. Unsere Russland-Korrespondentin Alena Bojka bat einige Autoren, ihre Erfahrungen mit diesem viel diskutierten Ereignis aufzuschreiben. Ihr verdanken wir auch den wunderbaren Beitrag über eine fortwährende Feindliebe der Belorussen zu den Deutschen.

Einen schönen Gegensatz zu Alenas Artikel bildet der Essay des Hamburger Kulturwissenschaftlers Jan Verwoert, der sich intensiv mit dem neuen Image der Deutschen beschäftigt. Auch hier liegt Anziehungskraft in der Gegensätzlichkeit , spielt Ästhetik eine tragende Rolle.

Das Heft, das Sie in den Händen halten, lesen Menschen in Tschechien, der Slowakei, in Rumänien, Serbien, Montenegro, im Kosovo, aber auch in Großbritannien, Frankreich, den Niederlanden, in der Schweiz und in Österreich, manche Hefte schaffen es bis nach Übersee.
Das klingt großartig, und auch wenn es manchmal nur fünfzig oder hundert Leser sind, es ist einfach toll. Die nächste Ausgabe wird in die spanische Sprache übersetzt, die übernächste widmet sich Russland. Und so lässt Umelec nicht los von seinem Plan, mit ein paar Spielzeugwaffen und Filmrequisiten, die Welt zu erobern.





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